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Das Vermächtnis des Andres Segovia oder von Segovia bis Montes

Als meine Beziehung zur Gitarre vor vierzig Jahren zu einer Liebe wurde, gab es im Wesentlichen drei Propheten, die die Botschaft der Gitarre in die Welt trugen. Jeder von ihnen gastierte einmal im Jahr in Hamburg, meiner Heimatstadt, im großen Saal der Hamburger Musikhalle, heute Laeiszhalle, und selbstverständlich musste ich bei diesen Sternstunden dabei sein. Einer dieser Propheten war Narciso Yepes, der einer alten Tradition der Zupfinstrumentenspieler folgte und das Instrument um vier weitere Basssaiten erweiterte, um den Klang durch zusätzliche Resonanztöne zu verstärken und um sich das reiche Repertoire der Laute besser erschließen zu können. Vor allem aus dem zweiten Grund bin ich ihm gefolgt und spiele bis heute auf einer Gitarre, die sogar um eine elfte Saite erweitert ist, denn für die Lautensuite in G-Moll von J.S. Bach fehlte noch ein tiefes Kontra-G; und auch bei anderen Werken für die Barocklaute kann ich diese zusätzliche Saite sinnvoll einsetzen. Ein weiterer Botschafter der Gitarre war Julian Bream, der es stets verstand, bedeutende, zeitgenössische, vor allem englische Komponisten für das Instrument zu begeistern und damit zur Bereicherung unseres Repertoires maßgeblich beitrug. Gleichzeitig lag ihm die reichhaltige und qualitativ bedeutende Literatur der englischen Renaissancelaute am Herzen, die bis heute einen wichtigen Teil des Gitarrenrepertoires ausmacht. Er selbst trug diese Werke auch auf einer für ihn speziell konstruierten Laute vor und spielte auch gerne beide Instrumente in einem Konzert. Der berühmteste und vielleicht bedeutendste Gitarrenvirtuose dieser Zeit, aber etwas älter als die anderen, war sicherlich Andres Segovia. Wie kein anderer verstand er es, seine eigene Person zu einer genialischen Künstlerpersönlichkeit zu stilisieren, vergleichbar nur mit der des Cellisten Pablo Casals oder den bildenden Künstlern Pablo Picasso und Salvatore Dali, um hier nur einige der großen Namen aus dem Spanien der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts zu nennen. Ihnen fühlte er sich ebenbürtig. Auch wusste er als einer der ersten die Möglichkeiten der Schallplattenaufnahme zu nutzen, um seinen weltweiten Ruhm zu begründen.